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Saarbrücker Zeitung, 21.10.2002

Tête-à-tête mit Single-Folgen

Weitere Aufführungen erwünscht

Ergebnis der kabarettistischen Bestandaufnahme: Frauen und Män­ner sind inkompatibel. Oder, wie der Computer-Fachmann sagen würde: Man kann halt unter Windows kein Linux laufen lassen.

  Saarbrücken. Brunner ist Programmierer, geht nur mit seinem Laptop ins Bett, organisiert alles online oder per Wap-Handy und klickt dabei schon mal auf völlig falsche Anwendungsfunktionen. Barscheck arbeitet in der Frauenbibliothek, geht mit ihrem verheirateten Dau­er-Geliebten ins Bett, ist zwar durchaus PC-fähig, organisiert aber doch viel lieber alles im persönlichen Gespräch - und kommt dabei schließlich auch auf keinen grünen Beziehungszweig.

  Im voll besetzten Saarbrücker Domicil Leidinger hatte das neue Programm von Barbara Scheck und Peter Tiefenbrunner Premiere; und unter dem sprechenden Titel „upDate" haben die beiden wirklich alles hochgeladen, was es zur kabarettistisch treffenden, aber liebevollen Aufarbeitung moderner geschlechtlicher Befindlichkeiten bedarf: Eine brilliante Analyse von Single-Nöten, von Zeitgeist-Erscheinungen wie Computeritis und Körperwahn, selbstironisch und abwechslungsreich präsentiert mit lebensbejahendem Witz vom zarten Hintertür-Humor bis zum Schenkelklopfer.

  Aufhänger der rundum gelungenen Geschichte: Brunner und Barscheck, seit Jahren Nachbarn, nehmen übers Internet anonymen Kontakt miteinander auf. Und das Ergebnis der höchst heiteren, wortreichen Bestandsaufnahme: Frauen und Männer sind inkompatibel, oder, wie Brunner es ausdrückt: Man kann unter Windows kein Linux laufen lassen. Daher bleiben die beiden am Ende überzeugte Singles, die sich prächtig mit Wohlstands-Bauch und Micker-Muckis arrangieren. Davor hat Gott allerdings die Beziehungskiste mit Versuch und Irrtum gesetzt, und die präsentieren Scheck und Tiefenbrunner mit sprachlicher wie inszenatorischer Raffinesse. Mal im Synchron-, mal im Aneinander-Vorbei-Sprechen, im tröstlichen Problem-Talk, in erzählten Rückblenden oder gespielten Szenen. Wobei Tiefenbrunner in seinem umwerfend komischen Solo, in dem er neueste Fitness-Trends kolportiert, auch einen Premierenhänger mit Lausbuben- Charme überbrückt - wo so ein Hänger doch eigentlich gut zur Thematik des libidinös erfolglosen reifen Mannes passt...

  Barscheck, die von ihrem Lover ständig versetzt wird, reagiert im Frustfall musikalisch. Nach dem Motto - bei Absage Lied! Und so trällert sie zum Playback (Wolf Giloi, Tom Lehmann, Stefan Scheib, Schorsch Seitz) das Leid der verlassenen Geliebten in die Welt, zirpt zart wie Francoise Hardy oder intoniert mit unbewegter Miene bitterböse Mordsgeschichten – ein ganz und gar köstliches Vergnügen, dem Peter Tiefenbrunner mit einer gekonnt gehechelten Verballhornung der BeeGee-Schmonzette „Words“ in nichts nachsteht. Weitere Aufführungen des Programms – die nächste ist erst am 20. Dezember, 19.30 Uhr – sind dringend erwünscht.

kek

 

Saarbrücker Zeitung (Völklingen), 15./16.10.2002

Das Date der digitalen Dateien

Das Kabarett upDate begeisterte im Völklinger Bahnhof

Scharenweise strömen die Zuschauer zum UpDate mit Barbara Scheck und Peter Tiefenbrunner in das Völklinger Bahnhofs-Theater. Ausverkauftes Haus. Theaterchef Jürgen Reitz richtet fix Logenplätze für die Presse direkt neben der Bühne. Was hautnahes Erlebnis verspricht. Die beiden Schauspieler mit Neigung zum Kabarettistischen sind mit PC-Zeitschriften ausgerüstet. Man hat sich per Internetanzeige gesucht - "möchte mit Ihnen chatten, surfen und Ihnen meine versteckten Dateien zeigen, gerne digital" - aber noch nicht gefunden. Das heißt: Wir sehen die beiden auf der Bühne, folgen ihren parallelen Handlungen und Worten und warten auf die Begegnung. Er, Brunner, ist ein Computerfreak, und muss pausenlos per Handy Auskünfte bei PC-Problemen erteilen. Sie, Barscheck, arbeitet in einer Frauenbibliothek, hat, nein "ist" ein Verhältnis und singt: "Er setzt mich von der Steuer ab, sonst wär ich ungeheuer knapp. Wenn ich mir mal ein Nachthemd kauf, taucht das unter Diverses auf..."

Dann ist das Date da, aber oh Schreck: Frau Nachbarin steht vor dem Herrn Nachbarn. Also er redet sich mit einem ausgefallenen Kongress raus, sie mit einer Verabredung mit Oliver, also dem Verhältnismann. Herr Nachbar und Frau Nachbarin haben schon so einiges zusammen durchgemacht. Statt der von Brunner online bestellten Pizza Nummer 47 musste sie 47 Stück in Empfang nehmen. Im Gegenzug zog er aphrodisierende Rezepte für Oliver aus dem Internet und musste dann noch die Gerichte der gescheiterten Rendevous verzehren. Bei Themen wie Fitness, Diät vor allem aber Computer scheiden sich die männlichen und weiblichen Bühnengeister.

Trotzdem schreiten Brunner und Barscheck gemeinsam zur Bar, während sie das Publikum zur Pause ins Bahnhofsrestaurant schicken. "Amüsant. Die Gesangseinlagen und Wortspiele sind schön, aber ich glaube der Clou kommt erst noch", meint Zuschauerin Ruth Brauer-Gerber. Und Theaterchef Reitz antwortet auf die Frage, ob mit einem Happy-End zu rechnen sei, sybillisch: "Manchmal gibt es am Ende auch eine Pointe." Nach der Pause sind die beiden immer noch beim Sie und Klingelknopfnamen. Man fachsimpelt über Beziehungen. Er sagt: "Eine Geliebte kriegt immer nur die Schokoladenseite zu sehen", und sie sagt: "Und was spricht gegen Schokolade." Doch dann verabschiedet sich Oliver, das Verhältnis, per SMS für länger, die zwei UpDateler stimmen ein ein fröhliches Single-Duett an und schwirren ab.

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Stand: 21. November 2005